1947 Gründung des Bezirkes bis Ende der 1960er Jahre

1947 war das eigentliche Geburtsjahr des Bezirkes Hamburg-Ost. Zu Beginn gehörten 18 Gemeinden zum Bezirk. 

Die Vielzahl neuer Gemeinden und Evangelisationsstationen im Bereich des Norddeutschen Apostelbezirkes veranlasste Apostel Lembke eine Neuaufteilung der Unterbezirke vorzunehmen. So entstand 1947 - neben einigen anderen - der Bezirk Hamburg-Ost. Als erster Bezirksvorsteher wurde der damalige Bezirksevangelist und spätere Bischof Peter Hansen gesetzt. 

Über die ersten zehn Jahre könnte man im Nachhinein das Motto. „Der Wechsel ist das einzig Beständige“ setzen. Hierzu trug der Wechsel vieler Gemeinden zwischen den Ältestenbezirken bei, aber auch die Veränderungen durch die Welle von Flüchtenden aus den ostdeutschen Gebieten nach dem Krieg. Die damit einhergehenden Umsiedlungen von Flüchtenden dauerten bis Ende der 50er Jahre an und ließen den Bezirk erst danach zur Ruhe kommen.

Da nach dem Krieg mehrere geflüchtete Glaubensgeschwister, darunter auch der Diakon Erwin Quast, in Büchen untergebracht waren, wurde im August 1947 die Gemeinde Büchen gegründet. Die Gottesdienste fanden im Wohnzimmer der Familie Quast statt. Als Vorsteher wurde der Hirte Hermann Lindemann ordiniert. Lange Zeit war Büchen die erste Aufnahmestation für Glaubensgeschwister, die aus dem Osten kamen. 

Nachbarorte von Büchen, wie Schönberg und Sandesneben hatten dieselbe Funktion, mussten aber nach wenigen Jahren wieder geschlossen werden. Aus Sandesneben gibt es eine Begebenheit, die Hörfassung eingesprochen wurde. Link zur vorgelesenen Geschichte "Der Schimmel von Sandesneben"

 

 

In den sechziger Jahren fand Gemeinschaft auch schon gemeindeübergreifend statt. So trafen sich mehrere Gemeinden einige Jahre hintereinander in Pötrau und feierten ein Weihnachtsfest. Die Jugend bereitet ein Programm auf der Bühne vor und ältere Geschwister erhielten selbstgebastelte Geschenke.

Ausschnitt aus dem Interview mit Manfred und Werner Dubberke

 

1949 wurde der Bezirksälteste Friedrich Drave neuer Bezirksvorsteher. Er wurde im Januar 1950 vom Bezirksältesten Herrmann Lindemann, bis dahin Vorsteher der Gemeinde Bergedorf, abgelöst.

In den ersten Nachkriegsjahren fanden neuapostolische Christen aus den ostdeutschen Gebieten Pommern und Ostpreußen in und um Schwarzenbek eine neue Heimat. Etliche besuchten die Gottesdienste in Trittau, andere in Büchen. Dorthin waren es aber lange Fußmärsche. So lag es nahe in Schwarzenbek eine alte Baracke zu mieten und am  5. Juni 1950 konnte die Gemeinde Schwarzenbek erneut gegründet werden.

 

Aktion „Chormappen statt Rauchen“

Wie der ganze Apostelbezirk so litt auch der Bereich Hamburg-Ost unter dem Mangel an Chormappen für die Sänger. Oft mussten bis zu fünf Chormitglieder aus einer Mappe singen. Um dem abzuhelfen – nach der gerade erfolgten Währungsreform war das Geld sehr knapp – rief 1949 Bezirksapostel Karl Weinmann insbesondere die Jugend zu einer außergewöhnlichen Sparaktion auf. Er appellierte an die jugendlichen Raucher, für ein halbes Jahr auf den Zigarettenkonsum zu verzichten und das gesparte Geld der Verwaltung zur Anschaffung von Notenbüchern und Chormappen zur Verfügung zu stellen. Der Aufruf fand großen Widerhall und wurde ein voller Erfolg. Die Jugend – und nicht nur die – des Bezirkes Hamburg-Ost zeigte große Opferbereitschaft. Innerhalb kurzer Zeit konnte den Chören das benötigte Material zur Verfügung gestellt werden.

Ebenso einsatzbereit war die Jugend von Hamburg-Ost bei der so genannten Baustein Aktion. Diese bestand aus dem Verkauf von Bildern des Stamm- und des Bezirksapostels. Mit dem Verkaufserlös (pro Bild 1 DM) konnte beigetragen werden, eigene Kirchenräume wieder herzurichten oder Grundstücke für Kirchenneubauten zu erwerben.

 

Unter den Neubürgern der stark expandierenden Stadt Reinbek waren auch neuapostolische Christen, die mit Glaubensgeschwistern aus den umliegenden Ortschaften Aumühle, Wohltorf und Wentorf die Gottesdienste in Bergedorf besuchten. In den ehemaligen Kasernen von Wentorf war ein großes Flüchtlingslager errichtet worden. Als  70 Seelen aus diesem Gebiet regelmäßig die Gottesdienste in Bergedorf besuchten, hielt Bezirksapostel Karl Weinmann die Zeit für gekommen, eine eigene Gemeinde in Reinbek zu gründen. Nach vielen Mühen gelang es in dem überfüllten Reinbek eine Versammlungsstätte zu finden.  In dem „Gasthof zur Schmiede“ konnte am 1. Juni 1951 der erste neuapostolische Gottesdienst in Reinbek gehalten werden. Im gleichen Jahr konnten drei und in weiteren sechs Jahren nochmals 39 Seelen versiegelt werden.

In dieser Zeit wurden auch in den Sachsenwaldvororten Aumühle, Wentorf und Wohltorf eigene Gemeinden gegründet und 1952 konnten auch in der Gemeinde Jenfeld wieder Gottesdienste gehalten werden, nachdem die Geschwister zwei Jahre lang von der Gemeinde Billstedt betreut wurden.

 

Am 19. Januar 1955 übernahm der Bezirksälteste Günter Wittke die Leitung des Bezirkes und behielt diese bis zum 30. März 1960. Dann wurde ihm die Leitung des Bezirkes Hamburg-Mitte anvertraut und für die nächsten elf Jahre wurde der Bezirksälteste Wilhelm Schröter Bezirksvorsteher des Bezirkes Hamburg-Ost. 

 

Der Chronist Heinz Lucklum, damaliger Vorsteher der Gemeinde Billstedt, schilderte in seiner 1977 entstandenen Chronik die Ereignisse um den 6. Juli 1960, dem Heimgang von Stammapostel Friedrich Bischoff. Er versichert, dass nicht nur in seiner Gemeinde, sondern im ganzen Bezirk der Ausspruch der Ruth galt: „... rede mir nicht ein, dass ich dich verlassen soll ...“ Seine Nachfolge in dieser schwierigen Zeit trat Stammapostel Walter Schmidt an.  NAC today beleuchtet sein Wirken mit dem sehr lesenswerten Artikel "Seine Mission - beschützen und bewahren." Link zum Artikel

"Wie habt ihr den 6. Juli 1960 erlebt?"

Ausschnitt vom Gespräch mit Margit und Carsten Brehm  

Ausschnitt aus dem Gespräch mit Marion und Hans Jacob aus Lauenburg

Ausschnitt aus einem Interview mit Erwin Mandel (2013 vom Hirten Carsten Hartwig interviewt)

 

In den fünfziger und sechziger Jahren fanden viele Flüchtlinge und Vertriebene in anderen Bundesländern Arbeit und verließen Schleswig-Holstein und Hamburg. Mit der Verbesserung der Lebensverhältnisse nahm aber auch die Bereitschaft ab, nach Lebenssinn und Lebenszweck zu fragen. Und so mussten – trotz vieler Anstrengungen – eine Anzahl von Gemeinden, Zweiggemeinden oder Evangelisationsstationen aufgegeben werden.

Schließungen zwischen 1960 und 1963:

  • 1950 die Station „Grüner Jäger“ bei Geesthacht. Das dort befindliche Flüchtlingslager wurde aufgelöst.
  • 1951 die Gemeinden Lütau und Barförde
  • 1953 die Gemeinde Schönberg 
  • 1955 die Stationen Havighorst und Kröppelshagen
  • 1956 Billstedt-Nord, Großensee und Ochsenwerder sowie Artlenburg/Elbe
  • 1957 Lauenburg-Ost
  • 1958 Nettelnburg
  • 1960 Wentorf
  • 1961/62 Hamburg-Horn, Kirchsteinbek und Boberg
  • 1963 Sandesneben

Ende 1963 umfasst der Bezirk Hamburg-Ost 14 Gemeinden.

In den fest etablierten Gemeinden wurden dafür die Neubauten eigener Kirchen vorangetrieben. Im Bezirk Hamburg-Ost konnten 1953 eigene Kirchen in Geesthacht und Billstedt geweiht werden. 1959 folgte Lauenburg und ab 1965 konnten sich die Glaubensgeschwister in Bergedorf und Jenfeld über eigene Kirchenräume freuen.

Die große Flut von 1962

Am 16. und 17. Februar 1962 brach eine noch nie dagewesene Flutkatastrophe über Hamburg herein. Viele Bewohner Moorfleets hatten im Krieg in anderen Stadtteilen der Hansestadt ihre Wohnungen verloren und sich in Moorfleeter Gartenkolonien aus Freizeitlauben neue Unterkünfte gebaut. So auch die meisten der dort lebenden neuapostolischen Familien. Seit 1949 wurden in Moorfleet Gottesdienste gehalten, denn dort lebten zu Beginn 30 Glaubensgeschwister der Billstedter Gemeinde. Moorfleet entwickelte sich bis 1962 zu einer aufblühenden Gemeinde. 

Nach der Flut wurde Moorfleet zum Industriegebiet erklärt und die Bewohner umgesiedelt. Dadurch musste auch die so hoffnungsvolle Gemeinde geschlossen werden. Leider zählte zu den vielen Opfern der Flut auch die erste in Moorfleet versiegelte Glaubensschwester Schurwanz. 

 

 

Musik - ein wichtiger Bestandteil im gemeindeübergreifenden Miteinander

Musik spielte im Bezirk Hamburg-Ost von Anfang an eine wichtige Rolle. Es war schon außergewöhnlich, als bereits 1947 in der „Muttergemeinde“ Bergedorf eine Musiziergruppe von zehn Glaubensgeschwistern gebildet wurde. (siehe Foto) Acht Geigen, ein Cello und eine Klarinette waren der damals kostbare Besitz der Musikanten.

In den 50er Jahren beschloss Bezirksapostel Karl Weinmann in seinem Wirkungsbereich Bezirks-Chöre zu bilden. In dieser Zeit fiel Wolfgang Weber, damals ein junger Dirigent aus Bergedorf, Apostel Weinmann auf und so wurde er 1958 damit beauftragt, die neu gegründeten Bezirkschöre in Schleswig-Holstein aufzubauen. In dieser Funktion war er bis 1992 tätig. Für ihn war dabei die Förderung des Nachwuchses enorm wichtig. Und so gehörte Priester Weber auch zu den Lehrern, die ab 1972 Organisten in Bergedorf und später auch in Billstedt ausbildeten. 

In die Siebziger Jahre fiel auch das Gründungsdatum des Bezirksorchesters. Musizierfreudige Flötisten, Geigenspieler und Cellisten fanden sich 1975 zusammen und im Laufe der Jahre hatte sich das Repertoire dieser Gruppe beachtlich erweitert und reichte von der Chorliteratur bis hin zu Stücken aus der Barockmusik. Ein ausführlicherer Bericht ist in einem späteren Kapitel zu finden, denn 2005 feierte das Bezirks-Orchester sein 30-jähriges Bestehen. 

Zum Hauptmenu