Der zweite Weltkrieg und seine Auswirkungen

Im September 1939 begann der zweite Weltkrieg. Viele Amtsträger und Glaubensbrüder wurden zum Wehrdienst eingezogen, andere wurden dienstverpflichtet und örtlich versetzt.

Ausschnitt Interview mit Hans-Joachim Stelzer zu seinen Kriegserlebnissen aufgezeichnet 2013

Besonders kleine Gemeinden litten unter diesen Umständen und mussten geschlossen werden. So auch Schwarzenbek und Geesthacht. Durch die Luftangriffe auf Hamburg, besonders im Juli 1943, wurde von den Gemeinden des heutigen Bezirkes Hamburg-Ost besonders Billstedt betroffen. In diesem und den angrenzenden Stadtteilen starben zehntausende Menschen in diesen furchtbaren Tagen und Nächten. Viele verloren in wenigen Stunden Heim und Habe. So verblieben nur vereinzelt Geschwister in den Trümmern von Billstedt. Gottesdienste fanden nicht mehr statt.

Organisatorisch waren einschneidende Maßnahmen notwendig, um die verbliebenen Geschwister weiter zu versorgen. So entstand der Bezirk Groß-Hamburg zu dem in den Kriegsjahren die Gemeinden Hamburg-Bergedorf, Hamburg-Billstedt und Hamburg-Kirchwerder zählten. Trittau wurde in dieser Zeit von Südholstein betreut und Lauenburg von Ost-Hannover. 

Gegen Ende des Krieges herrschte eine unvorstellbare Not. Die meisten neuapostolischen Versammlungsstätten waren zerstört. Glimpflich kamen im Bezirk Hamburg-Ost die Gemeinden Bergedorf, Kirchwerder, Lauenburg und Trittau davon.

 

Welle von Flüchtenden aus den ostdeutschen Gebieten

Am Ende des zweiten Weltkrieges erlebten Schleswig-Holstein und Hamburg eine Welle von Flüchtenden aus den ostdeutschen Gebieten. Diese Zuwanderungswelle war ohne Beispiel. Darunter befanden sich auch  etwa 10.000 neuapostolische Glaubensgeschwister. 

Ausschnitt eines Gespräches mit Priester i. R. Hans Jacob aus Lauenburg

Die Integration der Zuwandernden brachte außerhalb der Gemeinden nicht unerhebliche Schwierigkeiten mit sich. Während die Stadt Hamburg ihre Neubürger und Neubürgerinnen relativ schnell und unkompliziert integrierte, war die Kluft in Schleswig-Holstein zwischen den Alteingesessenen und den Zuziehenden sehr viel schwerer zu überbrücken, zumal das Agrarland den vielen Vertriebenen kaum Arbeitsplätze bieten konnte. 

Für die neuapostolischen Gemeinden war der Zuzug von Geschwistern aus den ostdeutschen Gebieten ein Segen. Gemeinden und Stationen wuchsen und wurden teilweise neu gegründet. Auch wenn dies oft nur für eine Übergangszeit galt, denn viele Zuwanderer zogen nach einer Eingewöhnungszeit weiter. 

Die bestehenden Gemeindelokale in Hamburg-Ost überstanden weitgehend unbeschadet die Kriegswirren. Jedoch mussten einige Gemeinden, wie z. B. Lauenburg und Trittau vorübergehend ihre Kirchenräume zur Unterbringung von Flüchtlingen zur Verfügung stellen.

Bergedorf erhielt noch in der Kriegszeit ein neues 200 Plätze umfassendes Kirchenlokal in der Vierlandenstrasse und in Billstedt wurde unmittelbar nach dem Krieg im Jahr 1945 vom damaligen Bezirksältesten Karl Weinmann der Einweihungs-Gottesdienst in der Schule Möllner Landstraße gehalten.

Aber es gab auch viele neue Anfänge: So kämpften und „bettelten“ drei Geschwister in Geesthacht darum, dass am 2. Dezember 1945 nach einer längeren Pause seit 1939 wieder der erste Gottesdienst stattfinden konnte.

 

In diese Zeit fällt auch die Gründung der Gemeinde Glinde an der östlichen Stadtgrenze Hamburgs gelegen.  Nach Kriegsende stieg, bedingt durch den Flüchtlingsstrom, die Einwohnerzahl auf mehrere tausend an. Darunter auch die aus Kriegsgefangenschaft kommenden Vater und zwei Söhne der Familie Polleit und neun weitere Glaubensgeschwister. Auf Drängen von Priester Polleit fand dann am 16. Juni 1946 der erste Gottesdienst in Glinde statt. 

In Billstedt konnte der Neuanfang mit fast 60 Geschwistern gemacht werden.

Das letzte Flüchtlingslager in Wentorf wurde erst 1960 geschlossen. Hier konnten 68 Seelen in der von Bergedorf betreuten Evangelisationsstation versiegelt werden.

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